3. Preis: Das rote Zelt oder wie sind wir so weit gekommen?

 

Catcalling, Gewalt, Zwangsheirat, Diskriminierung – das sind nur ein paar der Probleme, denen Frauen sich täglich entgegenstellen müssen.
Der Kampf um Gleichberechtigung und ein selbstbestimmtes Leben ist für Frauen weltweit längst nicht abgeschlossen. Sie müssen sich immer wieder aufs Neue behaupten und mit voller Kraft um die Rechte kämpfen, die Männern bereits ab Geburt zustehen.

Auch in der theaterpädagogischen Arbeit zeigen sich die Auswirkungen dieser Thematik. Mädchen und Frauen halten sich zurück oder werden durch ihre männlichen Klassenkameraden ausgebremst.
Dieser Unterschied ist in den Vorbereitungsklassen von KulturWelt ebenfalls aufgefallen. So entstand die Idee, ein Theaterprojekt nur mit schauspielinteressierten Mädchen umzusetzen. Sie sollten dadurch intensiver in die ausdrucksvolle Arbeit einsteigen und frei ihren Raum für Zuhören und Gehört-werden nutzen können. Den jungen Frauen wird dadurch außerdem die Möglichkeit geboten, Kontakte zu knüpfen und gemeinsam Körper, Sprache, Bewegung, Stimme und Rhythmus zu entdecken.

Mit „Das rote Zelt oder wie sind wir nur so weit gekommen“ wurde ein Stück erarbeitet, das Missstände von Frauen, Gleichberechtigung und Menschenrechte thematisch beleuchtet.

Gemeinsam mit zwei Theaterpädagoginnen beschäftigten sich die jungen Frauen mit ihren eigenen Biografien und brachten diese vor allem in Bezug auf verschiedene kulturelle Hintergründe, Religionen und Mythologien in das Stück ein. Die intensive Arbeit zum Thema „Frau-sein“ trug zum Austausch von Erfahrungen, Spracherwerb und Selbstwertbildung bei.

Gemeinsam erschuf das Projektensemble, bestehend aus zehn jungen Frauen im Alter von 16 bis 21 Jahren aus den verschiedensten Ländern, ein Theaterstück, das Mut machen soll – Mut zum Teilen der eigenen Erfahrungen und zum Einsatz für Frauenrechte.
Nicht zuletzt regt dieses Projekt zum Nachdenken an und macht deutlich, wie jede und jeder einen eigenen Beitrag für mehr Gleichberechtigung und Frauenrechte leisten kann.

An- und aussprechen was Frauen bewegt und weiblichen Stimmen Gehör verschaffen – das meistert dieses Projekt. Und trotz der ernsten und wichtigen Thematik geht der Spaß am Schauspiel und dem Entdecken der eigenen Geschichte nicht verloren. Denn im Vordergrund standen stets die gemeinsame Freude und der Spaß am Spiel.

 

Statement der Jury:

 

„Das Theaterstück behandelt Themen wie Gleichberechtigung, Gewalt und Diskriminierung sowie religiöse und mythologische Einflüsse auf Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen. Es sensibilisiert die Zuschauenden für diese wichtigen Anliegen und ermutigt andere Frauen, für ihre Rechte und gegen Gewalt einzustehen. Das Stück wurde auch vor zwei Schulklassen aufgeführt – so konnten bereits junge Menschen mit diesen wichtigen Themen erreicht werden. Besonders zu würdigen ist, dass die jungen Schauspielerinnen das Stück selbst entwickelt und dabei eigene Erfahrungen in die Szenen eingearbeitet haben.“

Madeleine Fischer, Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg