2. Preis: Soziale Vielfalt in der JDAV Baden-Württemberg?

 

„Den Verein offener machen und soziale Hürden abbauen“ – das war das Ziel der acht jungen, engagierten Vereinsmitglieder, die gemeinsam die Projektgruppe „Soziale Vielfalt in der JDAV Baden-Württemberg?“
innerhalb der Jugend des Deutschen Alpenvereins (JDAV) Baden-Württemberg gebildet haben.
Die Idee dazu entstand aus dem Leitbild der JDAV, in dem seit 2019 festgeschrieben wird, dass der aktive Einsatz „für Chancengleichheit, soziale Gerechtigkeit und Inklusion“ zu den Grundsätzen des Vereins gehört. In den Bildungszielen heißt es weiter: „Die Vielfalt unserer Gesellschaft ist wertvoll und bereichernd. Die Offenheit für diese Vielfalt ist Grundlage aller unserer Aktivitäten. Daher richten sich unsere Angebote an alle jungen Menschen.“
Gemeinsam warfen die Projektteilnehmenden einen kritischen Blick in die eigene Organisation. Sie fragten sich, ob der Verein diesem formulierten Anspruch überhaupt gerecht wird, und entdeckten mithilfe einer großangelegten, landesweiten Umfrage, dass die Mehrzahl der eigenen Mitglieder aus Akademikerinnen und Akademiker besteht, die keinen Flucht- oder
Migrationshintergrund sowie keine Behinderung haben.
Die Gruppe fand heraus, dass dieses Phänomen nicht nur auf historische Wurzeln zurückführbar ist, sondern vornehmlich rein praktische Gründe hat: zum Beispiel fehlende Mobilitätsmöglichkeiten, lange Wartelisten, falschadressierte Öffentlichkeitarbeit. Und vor allem die hohen Kosten: Bergsport ist grundsätzlich teuer,
allein durch die benötigte Ausrüstung, Eintrittskosten für Kletterhallen, Anfahrtskosten, etc. Hinzu kommt dann noch der Mitgliedsbeitrag für den Verein. Einkommensschwächere Familien stehen damit meistens vor einem unüberwindbaren Hindernis.
Dass das Thema „Soziale Vielfalt“ selbst so vielfältig ist und vielfältig betrachtet werden muss, wurde den Beteiligten erst während des Projektes klar. Mit ihrer Arbeit möchten sie auf jeden Fall so viele Hürden wie möglich abbauen. Einer ihrer Vorschläge dafür ist zum Beispiel die Einführung von Sozialkassen, die finanziell benachteiligte Teilnehmende unterstützen.
Im ersten Schritt will das Projekt aber alle Mitglieder, Teilnehmende und Ehrenamtliche in der JDAV für das Thema „Soziale Vielfalt“ sensibilisieren. Dafür organisierten die jungen Erwachsenen selbstständig Aktionstage sowie einen Austauschabend und veröffentlichten ein Aktionspapier, das in einfacher Sprache formuliert wurde und sich mit Hürden, Lösungsansätzen und Chancen einer sozialen Vielfalt im Verband befasst. Die Benutzung der einfachen Sprache fand unter den jungen Vereinsmitgliedern so großen Anklang, dass ihre Verwendung auch in anderen Bereichen der JDAV schon jetzt ausgebaut wurde und weiterhin ausgebaut werden soll. Ein Workshop zu diesem Thema steht ebenfalls bereits im Vereinskalender.

Die Projektgruppe entwickelte außerdem ein Konzept für eine Schulung, das ab 2023 verbandsweit (also deutschlandweit) Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in den unterschiedlichen Sektionen ausbilden wird. Sektionen, das sind im Deutschen Alpenverein übrigens die unterschiedlichen lokalen Vereinsgruppen.
Auf lange Sicht soll das Thema „Soziale Vielfalt“ nachhaltig im Verband verankert und durch entsprechende Lösungen und Angebote gelebt werden: Bergerlebnis im Alpenverein unabhängig von finanziellen und kulturellen Hürden ermöglichen, das ist die oberste Priorität des Projektes.

 

Statement der Jury:

„Als begeisterter Bergsportler bin ich beeindruckt von dieser Initiative der Jugend des Deutschen Alpenvereins (JDAV). Sie verspricht, frischen Wind in eine altehrwürdige Institution zu bringen. Der Verband, der früher tatsächlich einmal „Bildungsbürgerlicher Bergsteigerverein“ hieß, wird nun offensichtlich kräftig aufgemischt durch ein Projekt, das sich mehr soziale Vielfalt unter den Mitgliedern zum Ziel gesetzt hat, und offenbar sehr erfolgreich von engagierten Jugendlichen vorangetrieben wird.“
Tim Kaltenbach, Dachverband der Jugendgemeinderäte Baden-Württemberg e. V