Preis der Jury: Spielstadt Rainbow City

 

Eines der Dinge, die man als Kind gerne macht: die Älteren nachahmen und so tun, als wäre man selbst schon erwachsen.
In der Spielstadt Rainbow City ist diese Tatsache zur Grundlage eines Erfolgskonzepts geworden. Jedes Jahr schlägt die Rainbow City die Zelte in einem anderen Ort im Landkreis Göppingen auf und öffnet ihre Tore für bis zu 200 Kinder zwischen neun und 13 Jahren.

Dabei wird in der Spielstadt ein reelles Stadtleben nachgespielt. Die Teilnehmenden, die vor Ort übernachten, gehen alle zwei Tage zunächst zum Arbeitsamt, um sich einen neuen Job auszusuchen – dadurch lernen sie viele neue Berufe kennen und probieren unterschiedliche Fähigkeiten in Betrieben wie Bäckerei oder Schmuckwerkstatt aus. Die insgesamt circa 40 Arbeitsstellen sind meistens in Zelten und einer Turnhalle untergebracht. Es gibt außerdem ein Rathaus und Banken, die Kredite vergeben, z. B. an die Arbeitgebenden – nämlich dann, wenn Betriebe mit ihren hergestellten Waren nicht genug erwirtschaftet haben, um die Gehälter zu bezahlen.
Denn durch eine tägliche Arbeitszeit von vier Stunden verdienen die Kinder ihr eigenes (Spiel-)Geld: insgesamt 30 sogenannte „Rainies“. Und diesen Lohn dürfen sie auch gleich wieder ausgeben: Einerseits natürlich für Essen, das es in einer der vielen Gaststätten gibt, andererseits für Freizeitaktivitäten, Shopping, die Teilnahme an Kulturangeboten, für Friseurbesuche, etc.  

Zum gemeinsamen Tagesabschluss kommen alle Kinder zusammen. Verschiedene Showacts und die Verlesung aktueller Nachrichten runden den Tag und Abend ab.  

Übrigens: nicht nur die Teilnehmenden sind jung, auch die etwa 90 Betreuenden in der Spielstadt sind zwischen 14 und 24 Jahren alt. Hier passiert also alles auf Augenhöhe und die teilnehmenden Kinder fühlen sich ernstgenommen.
Sie bekommen Raum, selbst Verantwortung zu übernehmen, neue Fertigkeiten zu erlernen oder alte auszubauen und Selbstständigkeit zu üben. Im Stadtleben-Spiel dürfen die Kinder ihr Konsumverhalten frei ausleben. Sie entscheiden selbst, für was sie ihr eigenständig verdientes Geld ausgeben wollen und erfahren dabei oft das erste Mal auch die Konsequenzen ihres Konsumverhaltens.
Auch wählen und abstimmen können die Kinder. Sie lernen dadurch einerseits ein Grundelement unserer demokratischen Gesellschaft kennen und andererseits, dass ihre Meinung gehört und ernstgenommen wird.
Zu guter Letzt haben die Kinder natürlich die Möglichkeit, viele neue Freundschaften aufzubauen und gemeinsam jede Menge Spaß zu haben.

 

Statement der Jury:

„Dieses Projekt bringt Kindern und Jugendlichen viele Facetten einer Gesellschaft auf spielerische Art und Weise näher. 200 junge Menschen haben hier gelernt, was eine Infrastruktur ist, welche Berufe eine Gesellschaft zusammenhält und wie Entscheidungen in einer großen Gemeinschaft getroffen werden können. Das beeindruckende an diesem Projekt ist, dass den Kindern und Jugendlichen komplett freie Hand gelassen wird. Zudem lernen sie Berufe kennen, die wichtig für eine funktionierende Infrastruktur sind, und können vielleicht ein neues interessantes Berufsbild für sich entdecken.“

Anna-Maria Geeraedts, Jugendpresse BW